Disposition der Orgel
Über die alte Grafschafter Orgel, die bis Mitte des 18. Jahrhunderts in der Klosterkirche Grafschaft stand und dann nach Reiste kam, ist relativ wenig bekannt. Die nebenstehende Disposition entstammt den Aufzeichnungen des Pfarrers Chrysologus Heymes, der Mitte des 19. Jahrhunderts in Reiste tätig war. Ein beachtlicher Teil des Pfeifenwerks wurde beim Orgelneubau 1854 und auch beim Umbau 1973 übernommen, sodass die Reister Orgel über die wohl ältesten Pfeifen der Region verfügt. Vermutlich hatte die alte Reister Orgel ursprünglich ein Renaissancegehäuse mit später hinzugefügten barocken Elementen. Der Erbauer der alten Grafschafter Orgel ist unbekannt.
Disposition von 1633
Principal 8´
Gedackt 8´
Octav 4´
Rohrflöte 4´
Superoctav 2'
Hohlflöte 2'
Cornett 2'
Sexquialter
Mixtur 3f-1'
Trompete 8´
Die vom Orgelbauer Anton Fischer 1854 erbaute Reister Orgel hatte 29 Register, davon waren 5 zunächst vakant. Rudolf Reuters (1920-1983), Orgelsachverständiger des Westfälischen Amtes für Denkmalschutz spricht in seinem Befund 1951 von 7 erhaltenen Registern aus der alten Orgel von 1633, und erwähnt weitere 6 Register des 18. Jahrhunderts unbekannter Herkunft. Hierzu gehört auch die 'Vox humana', deren Erhalt vom Orgelsachverständigen des Erzbistums Paderborns, Herrn Jörg Krämer, in seinem Gutachten aus dem Jahr 2007 als Sensation gewertet wurde.
Die nebenstehende Disposition der Orgel von 1852 ist Reuters Orgelinventar "Orgeln in Westfalen" (herausgegeben 1965) entnommen. Stilistisch gesehen besaß die Gemeinde in Reiste ein Instrument, welches auf der Schwelle zwischen Barock und Romantik stand.
Disposition von 1854
Manual I
Principal 8´
Bordun 16´
Gedackt 8´
Gemshorn 8´
Viola da Gamba 8´
Octav 4´
Duesflöte 4´
Quinte 2 2/3´
Octav 2´
Sesquialtera 2f
Mixtur 4-5f 2´
Zimbel 2f 1´
Trompete 8´
Manual II
Hohlflöte 8´ Traversflöte 8´ Salicional 8´
Octav 4´
Duiflöte 4´
Octav 2´
Vox humana 8´
2 Koppeln
Pedal
Violonbaß 16´
Subbaß 16´
Principalbaß 8´
Octavbaß 4´
Posaune 16´
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Mit der Umbaumaßnahme im Jahr 1973 wurde die Disposition der Orgel geringfügig in Richtung eines barockeren Klangbildes geändert. Glücklicherweise hat sich aber ein umfangreicher Bestand von Registern aus der Orgel von 1633 erhalten. Das betrifft im Kern den lückenlos vorhandenen Principalchor des Hauptwerks inklusive des Gedackt 8´ und der Duesflöte 4´. Einige Register, wie die Trompete im Hauptwerk oder die Zimbel im Schwellwerk, sind 1973 neu hinzugefügt worden. Aufgegeben wurde bei dem Umbau das bisherige Gehäuse der Orgel von 1854 sowie dessen neugotisches Prospekt. Die Pfeifen wurden in einem neuen Gehäuse, das sich am barocken Werkprinzip orientiert, untergebracht. Die gesamte technische Spielanlage und Trakturen wurden mit Materialien der 70er Jahre ersetzt. Der Spieltisch wurde vor die Orgel gesetzt.
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Manual II
Hohlflöte 8´ Traversflöte 8´ Salicional 8´
Octav 4´
Duiflöte 4´
Octav 2´
Zimbel 1/2´
Vox humana 8´
Tremulant
Manualkoppel
Pedalkoppel I/P
Pedalkoppel II/P
Disposition von 1973
Manual I
Principal 8´
Bordun 16´
Gedackt 8´
Gemshorn 8´
Viola da Gamba 8´
Octav 4´
Duesflöte 4´
Quinte 2 2/3´
Octav 2´
Sesquialtera 2f
Mixtur 4-5f 2´
Zimbel 2f 1´
Trompete 8´
Tremulant
Pedal
Violonbaß 16´
Subbaß 16´
Principalbaß 8'
Gedacktbaß 8'
Octavbaß 4´
Hintersatz 4f 2'
Posaunenbaß 16´
Trompetenbaß 8'
Disposition seit 2018
Manual I
Principal 8´
Bordun 16´
Gedackt 8´
Gemshorn 8´
Viola da Gamba 8´
Octav 4´
Duesflöte 4´
Quinte 2 2/3´
Octav 2´
Sesquialter 2f
Mixtur 4-5f 2´
Zimbel 2f 1´
Trompete 8´
Manual II
Hohlflöte 8´ Traversflöte 8´ Salicional 8´
Octav 4´
Duiflöte 4´
Octav 2´
Flageolet 2´
Vox humana 8´
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Manualkoppel
Pedalkoppel
Tremulant
Pedal
Violonbaß 16´
Subbaß 16´
Principalbaß 8'
Clarinet 2'
Octavbaß 4´
Quintbass 5 1/3´
Posaunenbaß 16´
Trompete 8'
Im Zuge der Restaurierung der Orgel in den Jahren 2015 - 2018 wurden die Umbaumaßnahmen aus dem Jahr 1973 wieder rückgängig gemacht. Das Gehäuse und das Prospekt der Orgel wurden in Anlehnung an die Fischer-Orgel von 1854 rekonstruiert. Die 1973 neu in die Orgel hinzugefügten Register wurden entfernt und durch solche ersetzt, die Johann Friedrich Nolte als Planer der Orgel seinerzeit vorgesehen hatte, die aber nie in der Orgel verbaut waren. Sie klingt damit heute so, wie sein geistiger Schöpfer sie vor über 150 Jahren erdacht hat. Der Spieltisch der Orgel ist seit der Restaurierung wieder seitlich angeordnet.
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