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Restaurierung

 

Die Orgel in der Reister Pfarrkirche zählt zu den bemerkenswertesten historischen Orgeln in Westfalen. Sie weist eine unverwechselbare Geschichte mit der Versetzung aus der Klosterkirche Grafschaft nach Reiste und dem Neubau 1854 unter Verwendung des alten Materials auf. Die historische Substanz der Orgel mit den umfangreichen Pfeifenbeständen aus dem 17. und 19. Jahrhundert sowie den Windladen von 1854 dürfte in der näheren Orgellandschaft einmalig sein. Um das Instrument wieder in seinen historischen Kontext zu versetzen, wurden die Umbaumaßnahmen aus dem Jahre 1973 im Zuge der Restaurierung der Orgel rückgängig gemacht und der Zustand von 1854 wieder hergestellt. Folgende Restaurierungsschritte wurden vollzogen:

 
Orgelgehäuse und Prospekt

Die Rekonstruktion des neugotischen Orgelgehäuses war ein Kernpunkt der Restauration. Da es nur sehr wenige Fotoaufnahmen des Orgelprospektes gibt und keine weiteren Erkenntnisse zu dem alten Gehäuse von 1854 vorliegen, wurde in Absprache mit dem Landesdenkmalamt im Zuge der Restaurierung keine 1:1 Rekonstruktion geplant. Nach dem Abbau der Orgel haben sich der Orgelbauförderverein, der Kirchenvorstand, das erzbischöfliche Generalvikariat und die Denkmalbehörde des Landes Nordrhein-Westfalen auf ein Orgelprospekt verständigt, dass der Orgel von 1854 sehr nahe kommt. Den Beteiligten war bei der Entscheidung für ein neues Orgelprospekt wichtig, dass sich das neue Orgelprospekt als Gesamtkunstwerk in das heute vorhandene Inventar der Kirche einfügt.

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Das Prospekt der Orgel von 1854 verfügte über keinen Mittelturm. Zu vermuten ist, dass hierauf seinerzeit verzichtet wurde, um die hinter der Orgel vorhandenen Wandmalereien nicht zu verdecken. Bei dem Entwurf des neuen Prospektes waren sich alle Beteiligten einig, dass ein Mittelturm eingeplant werden soll, damit der hohe gotische Bogen im Turm des Kirchenschiffes durch die Orgel ausgefüllt wird.

 
Windladen

Beim Neubau der Orgel 1973 wurden die originalen Windladen von Anton Fischer übernommen und teilweise erweitert. Die Windladen wurden nach denkmalpflegerischen Grundsätzen restauriert und Instand gesetzt. Die modernen Anbauten und Materialien wurden entfernt und die Windladen auf ihre ursprüngliche Maße zurückgebaut.

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Spieltisch

Der Spieltisch war bei der Orgel von 1854 rechts neben der Orgel angeordnet. Nach dem Umbau im Jahr 1973 stand der Spieltisch vor der Orgel. Im Rahmen der Restaurierung wurde der Spieltisch wieder als seitenspielige 2-manualige Anlage gestaltet. Zusammen mit der Anordnung der Windladen ermöglichte dies eine weitgehend originale Anordnung aller Orgelteile mit authentischer Klangausstrahlung. Die Besetzung der Registerknöpfe wurde dem historischen Vorbild entsprechend in zwei Reihen über den Manualen angelegt.

 
Pfeifenwerk

Das aus verschiedentsten Perioden stammende Pfeifenwerk wurde nach höchsten Standards restauriert um den ursprünglichen Klang der Orgel wieder zu erzielen. Nach der Demontage der Orgel ist das Pfeifenwerk sorgsam dokumentiert worden. Das gesamte Klangwerk wurde vermessen, die Inschriften notiert und die Pfeifen im Detail schriftlich und fotografisch erfasst. Das Pfeifenwerk wurde gründlich gereinigt und Beschädigungen repariert. Im Rahmen der Dokumentation konnte die originale Zusammensetzung der gemischten Stimmen (Mixtur, Cymbel, Terzian) rekonstruiert werden. Einzelne Fremdpfeifen sowie der Bestand von 1973 wurden aussortiert und durch angepasste Rekonstruktionen der ursprünglich vorgesehenen Register ersetzt.

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Folgende Register mussten neu gebaut werden:

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Hauptwerk:

Principal 8' 

Trompete 8' 

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Unterwerk:

Flageolet 2' 

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Pedal:

Quintbaß 5 1/3' 

Trompete 8' 

Clarinet 2' 

 

Intonation

Das restaurierte Pfeifenwerk wurde nur ausgleichend intoniert, um die noch überlieferten Klangcharaktere der Frühromantik der Orgel und die darin klanglich eingefügten Barockstimmen zu erhalten. 

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Das Instrument erklingt heute so, wie es sein geistiger Vater, der Reister Lehrer, Küster und Organist Johann Friedrich Nolte vor über 150 Jahren erdacht hat.

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